Alltagsmissbrauch: Gaslighting


Als Gaslighting (Kompositum aus engl. gas und lighting, dt.: „Gaslichtern“) wird eine Form von psychischer Gewalt bzw. Missbrauch bezeichnet, mit der Opfer gezielt desorientiert und manipuliert werden und ihr Selbstbewusstsein allmählich deformiert bzw. zerstört wird. Der Begriff stammt vom Titel des Theaterstücks Gaslight des britischen Dramatikers Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938, in dem diese Praxis erstmals beschrieben und thematisiert wurde.
Wikipedia: Gaslighting

Schema des Missbrauchs


Beim Opfer wird von einer oder mehreren Personen über einen langen Zeitraum wiederholt, aber nicht permanent, die Wahrnehmung der Realität in Frage gestellt. […] Dabei ist eine Grundvoraussetzung, dass sich Täter und Opfer in einem Vertrauensverhältnis befinden, […]. Mit der Zeit beginnen die Opfer, an ihrem Gedächtnis, ihrer Wahrnehmung und an ihrem Verstand zu zweifeln. […]
Den Tätern selbst sind die Methode und die Bezeichnung des Gaslighting vor Ausübung ihrer Taten häufig unbekannt. Dennoch wird in den meisten Fällen von einer gezielten Anwendung ausgegangen. Das Motiv der Täter ist eine Machtausübung über das Opfer.
Wikipedia: Gaslighting

Der Täter oder die Täterin …

  • … spricht den Gefühlen des Opfers ihre Berechtigung ab,
  • … behauptet, man hätte etwas getan, woran man sich selbst jedoch nicht erinnern kann,
  • … behauptet oder leugnet, selbst etwas Bestimmtes getan oder gesagt zu haben,
  • … bestreitet, dass ein bestimmtes Ereignis wirklich stattgefunden hat,
  • … gibt dem Opfer die Schuld, zum Beispiel für Streit, Schwierigkeiten in der Beziehung, das Scheitern von Freundschaften oder Probleme am Arbeitsplatz,
  • … dreht dem Opfer die Worte im Mund herum und/oder legt ihm Worte in den Mund,
  • … wirft unangemessenes Verhalten / Körpersprache / Bekleidung vor,
  • … redet dem Opfer ein, dass dieses etwas nicht kann, nicht gut genug ist, unqualifiziert ist.


Gaslighting ist eine Form von emotionalem Missbrauch. Dabei manipuliert der Täter sein Opfer so, dass es am Ende das Gefühl hat, seine Wahrnehmung stimme nicht mehr. Schlimmstenfalls geht es so weit, dass das Opfer denkt, es sei verrückt geworden, weil ihm ja ständig suggeriert wird: Das, was du denkst, sagst, fühlst oder tust, ist falsch beziehungsweise entspricht nicht der Realität.
Focus: Psycho-Terror in Beziehungen

Beispiele für Gaslighting

  • Eine Frau fragt ihren Mann: „Hast du eine Affäre?“ Der Mann antwortet: „Du bist ja verrückt! Weißt du eigentlich, was du mir da unterstellst? Du gehörst doch in die Psychiatrie.“
  • Eine Frau reagiert emotional. Der Mann kontert: „Du bist einfach viel zu empfindlich. Die anderen denken auch, dass du total übertreibst. Aber keiner traut sich mehr, dir das zu sagen.“
  • „Du spinnst doch, lass dich mal untersuchen.“
  • „Ist ja typisch für dich, dass du das leichte und verantwortungslose Leben vorziehst, und mich mit allen Verpflichtungen im Regen stehen lassen würdest.“

Machtausübung und Isolation

Die Isolation gehört beim schweren Gaslighting mit dazu, eine Strategie, der sich übrigens auch Sekten gern bedienen. Je weniger das Opfer im Kontakt mit der alten Umwelt, der Familie und den Freunden ist, desto mehr Kontrolle kann man über es bekommen. Die zweite Meinung, der fremde, oftmals korrigierende Blick fällt weg, das Opfer wird immer abhängiger vom Täter. Es hat keinen anderen Bezugspunkt mehr als das zunehmend von Selbstwert und Selbstvertrauen befreite Weltbild, das der Täter zulässt.

In den meisten Fällen geht es um totale Macht und absolut Kontrolle. Häufig sind Täter, die so stark manipulieren, narzisstisch gestört und haben ein so geringes Selbstwertgefühl, dass sie es nicht aushalten können, wenn eine andere Meinung oder Wahrnehmung als die eigene im Raum steht. Es geht dem Täter im Grunde um die Abwehr der eigenen Ohnmacht. Also pocht er auf absolute Loyalität und dass seine Autorität auf gar keinen Fall infrage gestellt werden darf – etwas, was er im Gegenzug ja ständig macht.

Lösungsmöglichkeiten

Eine Psychotherapie für den Täter kann helfen, um das Selbstwertgefühl zu stabilisieren und alte Kindheitswunden zu heilen, so dass irgendwann reifere, gleichberechtigtere Beziehungen aufgebaut werden können, in denen die Kontrolle des anderen nicht mehr im Vordergrund steht.

Das Opfer kann im Grunde nur aus der derart vergifteten Beziehung komplett aussteigen.

Wenn es den Täter auf der Psychoherapie begleiten würde, dann würde es den (jetzt zwar reuemütigen) Täter nur immer wieder in alte Verhaltensweisen locken, und damit den Therapiefortschritt realistisch gesehen beinahe unmöglich machen.

Und nach meist jahrelangem Alltagsmissbrauch ist zudem das Opfer nicht der Mensch, der fest mit beiden Beinen in der Realität steht. Das Opfer ist also eher selbst auf Unterstützung von außen angewiesen, als dass es der starke Partner ist, um den Täter durch seine Selbstfindung zu begleiten.

Wikipedia sagt zu den möglichen psychischen Folgen der Opfer:
Die Opfer von Gaslighting erleiden häufig komplexe, schwergradige psychische Erkrankungen. Sie verfallen vordergründig in eine tiefe Depression, können zudem aber auch eine Posttraumatische Belastungsstörung oder Dissoziative Störung entwickeln und/oder ihre gesamte Persönlichkeit verändert sich durch eine selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung wegen der vom Täter wiederholt genährten Selbstzweifel. […] Weitere Begleiterkrankungen, auch körperlicher, psychosomatischer Art sind möglich.

Im Beziehungsbereich sind bei Gaslighting oft auch noch Kinder im Spiel. Beiden Partnern fehlt der Selbstwert für die entscheidende Veränderung. Und in der klassischen Rollenverteilung ist die Frau zumeist vom Mann finanziell abhängig, da dies seinem Kontrollbedürfnis entspricht.

Aber, liebe Eltern: Ist es tatsächlich das, was ihr euren Kindern vorleben wollt?

Eine weitere Sicht auf Gaslighting

Auf YouTube gibt es noch eine weitere exzellente und umfassende Sicht auf das Thema des Gaslightings zu sehen, bei Astera Elite Coaching, ein Kanal den ich uneingeschränkt empfehlen kann.